Der Fliesenzähler

Ich möchte beichten, dass ich einen irgendwie merkwürdigen Tick habe: Wenn ich irgendwo auf dem Klo bin, zähle ich zwanghaft die Fliesen. Ich weiß aus dem Kopf, wie viele Fliesen mein Bad, das meiner Eltern, das meines Freundes, meiner Ex-Freunde und eine Kabine auf dem Uni-Klo hat – natürlich von jeder Etage.
Und ich kann das Klo nicht eher verlassen, bis ich die Fliesen fertig gezählt habe, selbst, wenn ich sie dort schon einmal gezählt habe und eigentlich weiß, wie viele es sind. Manchmal muss man sich dabei ganz schön den Kopf verrenken, wenn man die Fliesen hinter sich zählen möchte und mitunter dauert es ganz schön lange, wenn ich raten muss, ob hinter dem Spiegel noch Fliesen sind oder nicht und es halbe Fliesen gibt, die ich noch irgendwie addieren kann.
Entdecke ich auf dem Klo irgendetwas zu lesen, dauert es noch länger. Ich lese einfach unglaublich gern auf dem Klo, das ist der einzige Ort, an dem man in Ruhe gelassen wird. In meiner Wohnung habe ich bereits Bücher aus dem Regal ins Bad ausgelagert.