Ich mache jeden Tag mehrere Rundgänge durch meine Wohnung und befühle Möbel und Fensterbänke, um sicher zu stellen, dass die Oberflächen nicht verklebt sind. Fühlen sie sich klebrig an, muss ich sie feucht abwischen und nachdem Trocknen erneut überprüfen. Zudem wasche ich mir übertrieben oft die Hände, damit ich selbst nichts mit Handschweiß in Verbindung bringe.
Immer wenn ich auf der Straße laufe oder S-Bahn fahre, kriege ich höllische Panik, dass mein Rucksackreisverschluss offen ist. Der Gedanke das jemand darein gucken kann oder etwas rausfällt oder gar das jemand etwas rausnehmen kann ohne das ich das mitkriege macht mich einfach fertig. Ich versuche mich dann immer dazu zu zwingen nicht nachzusehen, weil ich weiß, dass er zu ist aber bisher war ich jedes Mal zu schwach.
Das Verlassen des Hauses läuft bei mir jedes mal gleich ab: Tür zu, vorm Aufzug stehen und warten, wieder zurück zur Tür, schauen ob Kühlschranktür zu ist (auch wenn ich ihn nicht aufgemacht hab), ob der Herd aus ist (auch wenn ich ihn nicht benutzt hab) und ob die Badezimmertür offen ist, da mein Hund Dünnschiss hat. Mindestens ein Fenster offen lassen damit es ihm nicht an Sauerstoff mangelt. Rausgehen, Tür zumachen und 1000x hin und her drücken ob denn nun wirklich zu. Den Rest des Weges meine Gedanken zwanghaft auf was anderes lenken, manchmal gebe ich aber nach und mach den Kontrollrundgang nochmal, auch wenn ich schon in der Bushaltestelle stehe. Meinen Hund verwirrt das ziemlich.
Wenn in der Fernsehwerbung für ein medizinisches Produkt geworben wird, muss ich immer den Teil „Bei Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker“ mitsprechen und dabei schneller sein, als der Sprecher. Ist gar nicht so einfach.
Wenn ich an irgendwelche Fehler denke, die mir in meinem Leben unterlaufen sind, unabhängig ob vor 10 Minuten oder vor Jahren, dann sage ich Miau, damit ich an was anderes denke. Aber nur wenn keiner das hören kann. Manchmal denke ich so intensiv an Dinge, dass ich Wörter leise ausspreche. Aus Angst, dass es jemand gehört haben könnte, mache ich danach ähnliche Geräusche, damit ja niemand denkt, ich hätte was gesagt.
Um einschlafen zu können, wippe ich oft rhythmisch mit dem Fuß. Immer mit dem rechten, mit links geht es nicht. Das hat eine ungemein beruhigende Wirkung. Manchmal wippe ich auch mit der Hüfte, so dass ich richtig im Bett schaukele.
Ich muss mich immer, wenn ich meine Wohnung verlasse vergewissern, dass die Wohnungstür auch wirklich zu ist. Oft laufe ich immer wieder zurück und drücke an der Tür herum. Das passiert auch Abends, wenn ich in mein Schlafzimmer gehe und schlafen möchte. Ich muss dann mehrere Male wieder aufstehen und an der Wohnungstür herumdrücken.
Ich schaue ständig auf die Uhr, weiß aber in 99% der Fälle hinterher nicht, wie viel Uhr es denn nun tatsächlich ist.
Wenn ich mich an irgendeine unangenehme, weil für mich peinliche Situation erinnere, während ich z.B. abends im Bett liege, muss ich immer mit der Zunge schnalzen und mich herumdrehen, um die Erinnerung zu vertreiben.
Ich habe mal vor ein paar Jahren „Harry Potter und der Gefangene von Askaban“ auf Englisch gelesen. Aus Spaß habe ich mir die 22 Namen der Kapitel gemerkt. Jede Nacht vor dem Einschlafen gehe ich die Titel in meinem Kopf durch, und zwar muss ich sie in 30 Sekunden durch haben. Ich schaue dabei immer auf meinen Wecker und ich drücke bei einer Zeit mit :26 oder :56 Sekunden die Leuchttaste des Weckers zum letzten Mal, damit sie um :30 oder :00 erlischt. Darüber hinaus muss der Wecker zu der Zeit die Weckzeit und nicht das Datum (geschieht durch Drücken eines Knopfs) anzeigen und ich merk mir jedes Mal, bevor die Anzeige erlischt, die Zeit und die Temperatur, die der Wecker anzeigt. Wenn etwas nicht stimmt, muss ich das ganze Ritual von vorne machen. Wenn ich das Ritual nicht mache, kann ich nicht einschlafen.
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