Links gehen
Dezember 20th, 2014 | Verhaltensstörungen | Tags: gehen, Straße | 0 Kommentare »Ich kann, wenn ich mit jemanden zusammen die Straße entlang gehe, nur links gehen. Es fühlt sich äußerst merkwürdig an, wenn jemand links neben mir geht.
Ich kann, wenn ich mit jemanden zusammen die Straße entlang gehe, nur links gehen. Es fühlt sich äußerst merkwürdig an, wenn jemand links neben mir geht.
Wenn ich als Beifahrer im Auto sitze und schnell gefahren wird, gucke ich aus dem Fenster und stelle mir ein imaginäres Männchen vor, wie es in Geschwindigkeit des Autos über die Farbahnpfosten am Straßenrand springt. Manchmal macht es auch einen Flik-Flak.
Ich muss jeden morgen auf dem Weg zur Arbeit Musik hören. Ohne das zu tun, bin ich den ganzen Tag auf’s Übelste gelaunt und enorm zickig. Wenn mich dabei jemand stört, motz ich ihn an und versuche die Person los zu werden. Während ich Musik höre, spielen sich ganze Fantasiefilme vor meinen Augen ab. Ich bekomme den Weg auf die Arbeit dann gar nicht mit. Ich gehe vor die Tür, setze die Kopfhörer auf und stehe dann auf einmal vor der Firma. Ja, es kann gefährlich sein, nicht auf sein Umfeld zu achten, aber in diesen Momenten ist für mich die Welt in Ordnung!
Egal wo ich bin – wenn ich mich an Dinge erinnere, die lustig waren, muss ich unwillkürlich grinsen.
Wenn ich alleine mit dem Fahrrad unterwegs bin, konzentriere ich mich stets darauf, nachgebesserte oder nachträglich geteerte Stellen auf der Straße auszuweichen und beim Überfahren dieser Flecken nicht in die Pedale zu treten. Mittlerweile muss ich meine Padaltritte zwischen zwei Flecken sogar zählen und mein linkes Bein beim Einfahren in einen Fleck gestreckt halten, d.h. die linke Pedale muss unten sein, während die rechte oben ist.
Beim Autofahren habe ich mittlerweile einen ähnlichen Tick entwickelt. Sobald ich Beifahrer bin achte ich ganz genau auf die Begrenzungspfähle, die rechts an mir vorbeiziehen. Zwischen den Pfählen lasse ich meine Zähne aufeinander knacken, während ich beim Überholen eines Pfahles den Kiefer leicht öffne. Ich versuche quasi mit meinen Zähnen die Pfähle zu überspringen. Bei einer Einfahrt und dementsprechend orangefarbenen Begrenzungspfählen halte ich stets für einen kurzen Augenblick die Luft an.
Wenn ich Musik auf der Straße höre, kommen manchmal Titel zu denen ich dann im Gedanken eine Art Vorspann zu meinem Leben drehe. Das macht mich irrsinnig glücklich und die Leute schauen immer komisch, weil ich vor mich hin grinse. Manchmal bin ich Rockstar, manchmal der Underdog von nebenan oder manchmal der Weltretter. Mir fällt immer mal wieder was neues ein.
Ich habe ständig Angst beklaut zu werden, wenn jemand vorbei geht, wenn ich gerade mein Handy in der Hand habe, halte ich es extra fest. Wenn ich in der Bahn sitze habe ich immer den Gurt der Tasche um den Arm gewickelt. Ich habe auch nie Bargeld dabei, aus Angst es zu verlieren oder beklaut zu werden.
Wenn ich nachts mit dem Bus nach Hause fahre und ich ein Stück laufen muss, weil der Bus nicht die ganze Linie fährt, hole ich mein Handy raus. Ich halte es leicht gekippt ans Ohr, einen Finger leicht ans Touchscreen, damit ich es antippen kann und es immer leuchtet, also „in Betrieb“ ist. Ich hoffe immer, dass so keiner auf die Idee kommt mich mitzunehmen.
Immer wenn ich zu Fuß gehe, egal wo, vermeide ich es auf Fugen zu treten. Zwischen Gehwegplatten oder Bordsteinen. Ich stelle mir auch eigene Fugen vor, zum Beispiel zwischen Türrahmen und mache dann einfach einen etwas größeren Schritt. Manchmal fragen mich Freunde was ich da mache, wieso ich manchmal so komisch gehe, natürlich werde ich es keinem erklären. Ich kann es mir selber nicht erklären.
Ich trete nicht gern auf Gullydeckel. Früher als ich zur Schule gegangen bin, habe ich sie umschifft oder meinen Laufrhythmus so angepasst, das ich genau davor oder danach auftrete. Das kam, weil ich immer, wenn ich auf dem Schulweg auf einen Gullydeckel trat zu einer Leistungskontrolle dran gekommen bin. Umgekehrt ließen sich Leistungskontrollen komischerweise durch Gullydeckelvermeidung, verhindern. An wichtigen Tagen, wird dieses Prinzip noch heute eingehalten.
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